Thomas Ritter – Malerei

 

Hinter dem lakonischen Titel der Ausstellung verbergen sich  Werke, die den Vorgang des Malens auf eine beeindruckende Weise erlebbar werden lassen. Ritters Bilder sind keine Produkte spontaner gestischer Ausbrüche, diese  mögen Ausgangspunkt sein,  aber sie erscheinen als gebändigte Energien, die aus einem langsamen gestalterischen Prozess erwachsen, der den farbbestimmten Kompositionen eine besondere Tiefe und Ausdruckskraft verleiht.

 

In Ritters Arbeiten lassen Kraft und Dominanz der Farbe Gegenständliches in den Hintergrund treten oder ganz verschwinden. Das Oszillieren zwischen figürlicher Assoziation und freier Komposition zeigt, dass eine solche Zuordnung zum Gegenständlichen oder Abstrakten das Wesen dieser Malerei nicht trifft. Das Erleben äußerer Realitäten und innerer Welten verdichtet sich im malerischen Prozess zu  sehr eigenen, sehr emotional wirkenden Farblandschaften. Landschaften, in denen aus schimmernden Überlagerungen und verschleierten Tiefen Farbakzente von großer Strahlkraft in seltenen Tonlagen und lebhaften Nachbarschaften hervorleuchten. Diese Farben bleiben frei von linearen Festlegungen,  behutsam, zögerlich, aber letztlich bestimmt finden sie ihren Platz auf der Leinwand. 

 

„Das Bild ist wie eine Spitze des Eisberges. Darunter liegt alles, was mich ausmacht. Meine Art mit mir und den Dingen umzugehen, meine Neugier, mein Individualismus, meine Konfliktbereitschaft, meine Aggression, meine Schweigsamkeit, meine Unsicherheit. Das alles bestimmt mein Handeln und bestimmt die Art, wie ich male. Und natürlich die ganzen Bildeindrücke, die sich in den letzten Jahrzehnten mir eingeprägt haben.

 

Bilder von Derain über Monet, den amerikanischen Abstrakten, wie Motherwell, Frankenthaler, aber auch Pollock, auch de Stael, Schuhmacher, Nay, Appel.

 

Und da sind die Eindrücke, die mich immer wieder faszinieren: Schatten, Abenddämmerung, Nebel, die Übergänge von Licht zur Dunkelheit, das Unklare. Wenn die Wolken im Tal kleben, wenn morgens der See im Nebel liegt, der Horizont verschwimmt ... Das ist meine Bildwelt.“ (Th. Ritter)

 

Solche Eindrücke in Malerei zu vertiefen, sich so ganz auf etwas einzulassen, den Temperamenten von Farben in ihrer unabsehbaren Ausdrucksfülle  nachzuspüren, in lebhaftem Austausch oder in kontemplativer Stille - die Bilder  Thomas Ritters besitzen die Kraft, den Betrachter zu einer ebensolchen Haltung zu verleiten.

 

Peter Weber