Hannoversche Allgemeine Zeitung 29.10.2010

 

 

Thomas Ritter in der Galerie Falkenberg

Die Galerie Falkenberg stellt zurzeit Werke des Malers Thomas Ritter aus. Die Werke des ehemaligen hannoveraner Studenten zeichnen sich durch abstrakte Farbzusammensetzungen und ein gewisses zerstörerisches Element aus.

 

 

 

Wie Efeu und Moos an einer Steinmauer wuchern Grün- und Brauntöne über die große hochformatige Leinwand. Pastose Stellen mit rauen Strukturen sehen aus wie Baumrinde. In der oberen Hälfte wird ein dunkler Fleck zum Blickpunkt und gemahnt an ein Astloch. Darüber schimmert ein weißer Punkt wie durchbrechendes Tageslicht und setzt einen Lichtakzent, der in all diesen ausgestellten Bildern des Künstlers Thomas Ritter wiederkehrt. Die Farbgemälde des 55-Jährigen wecken Assoziationen an stimmungsvolle Landschaften oder Naturphänomene, obwohl die Natur in den Bildern überhaupt nicht mehr gegenständlich ist. So haben die Gemälde auch keine Titel und sind nur durchnummeriert.

Der Maler hat erst Kunstpädagogik an der Pädagogischen Hochschule Hannover, später dann Freie Kunst an der Fachhochschule in Hannover studiert. Im Lauenauer Kesselhaus, einer ehemaligen Stuhlfabrik, befindet sich jetzt sein Atelier.

Die in der Lindener Galerie Falkenberg ausgestellten Werke aus den Jahren 2008 bis 2010 sind abstrakte Farbkompositionen und erinnern an die Gemälde Mark Rothkos, denn auch Ritter lagert auf der Leinwand viele Farbschichten übereinander. Große Flächen sind mit einer glatten Farbschicht versiegelt. An einigen Stellen schimmern die unteren Lagen hindurch. Thomas Ritter hat sich früh von der wilden, schnellen Malweise der Abstrakten Expressionisten distanziert und braucht viel Zeit, manchmal mehrere Wochen, um ein Werk zu vollenden.

Alle Arbeiten aus diesem Zeitraum konzentrieren sich in der Bildmitte, und dort zeigt sich auch die zerstörerische Dimension der Bilder. Hier werden die Ölfarben mit Terpentin wieder ausgewischt. Sie verschmieren, verklumpen und werden wie Kaugummi zu langgezogenen Gebilden verformt, können wie dicke Venen durch die Bildmitte laufen. Das Aufreißen eines geschlossenen Farbfeldes macht die Farbe nicht nur plastisch, zum sichtbar gestalteten Medium. Es lädt sie auch emotional auf.

Galerie Falkenberg, Falkenstraße 21, bis 11. Juli, donnerstags bis sonnabends 14 bis 18 Uhr.

Janina Wallbaum